Pieniezno rief - Rangsdorf kam!

26.09.2023

Die Einladung zum traditionellen Erntedankfest, dem großen kulturellen Ereignis, ließen sich 20 Senioren und unser Bürgermeister Klaus Rocher nebst Ehefrau Gertraud nicht zweimal sagen und machten sich mit „Schulz-Reisen Rangsdorf“ auf die Reise in die ca. 600 km entfernte Partnerstadt Pieniezno, gelegen in der Woiwodschaft: Ermland- Masuren im Norden von Polen.

Nach Überquerung der Weichsel empfing uns ein weites fruchtbares Land mit Seen und Wälder, wohin das Auge blickte. Erste überwältigende Eindrücke weckten vereinzelt familiäre Erinnerungen.
Natürlich ließen es sich der Bürgermeister Kazimierz Kiejdo und seine Frau Elvira nicht nehmen, uns herzlich in ihrer Heimatstadt zu empfangen und zu begrüßen.

Neugierig und gespannt waren wir auf den berühmten Bewohner von Ermsland, Nikolaus Kopernikus, dem Astronom, Mathematiker, Arzt, Jurist, Ökonom, Schöpfer der heliozentrischen Theorie und einer der Vordenker der neuzeitlichen Wissenschaften des 16. Jh. Im Bischofspalast in Frauenburg (Frombork), dem heutigen Nikolaus-Kopernikus- Museum, konnten wir die vielseitige und umfangreiche Wirkungs- und Arbeitsstätte besichtigen. Ein sehr beeindruckender Bau, in dem noch immer der Geist dieses großartigen Denkers und sensiblen Visionärs schwebt.

Und schon ging es weiter zum „Frischen Haff“, einer längliche Lagune, die Elbing mit der Ostsee verbindet und durch das Potsdamer Abkommen zwischen Polen und der damaligen Sowjetunion aufgeteilt wurde. Nur 16 km von der russischen Grenze entfernt, machten wir Halt und genossen mit einem fantastischen Ausblick auf das Meer ein köstliches Mahl.

Übrigens wurden wir über die gesamte Dauer unseres Aufenthalts durch die polnischen Kochkünste, die deftig und herzhaft sind, in vielfältiger und abwechslungsreicher Weise verwöhnt. Wo immer wir einkehrten, erfuhren wir sehr wohltuend die uneingeschränkte und überaus großzügige Gastfreundschaft und Herzlichkeit unseres Gastgebers.

Die Teilnahme an dem traditionellen Erntedankfest war der kulturelle Höhepunkt unserer Reise.

Nach dem Dankgottesdienst in der Kirche von Pieniezno und mit dem anschließenden musikalischen Zug der Erntekronen zum Dorfanger, wurden die Honoratioren der Gegend und die Paare, die ihr 50. Ehejubiläum begangen haben, öffentlich geehrt. Eine sehr schöne und nachahmungswürdige Tradition. Diese Ehrung setzte sich in dem anschließenden sehr feierlichen Empfang fort, an dem wir ebenfalls teilgenommen haben.

Die Tische bogen sich unter den aufgetragenen Speisen, die wir bewundernd aber gesättigt, zurücklassen mussten. Überraschenderweise machten wir auf unserem Weg in die Wolfsschanze noch Halt in der Stadt Heilsberg, und staunten über die Gemäuer der historischen Burg der Ermländer Bischöfe und die über 600jährige Eiche im Burghof.

Die Wolfsschanze war eines der Führerhauptquartiere während des Zweiten Weltkrieges. Von Rangsdorf aus flog Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 auf das Gelände und verübte während einer Lagebesprechung im Bunker Nr. 13 das Sprengstoffattentat auf Adolf Hitler. Dieses misslang und Stauffenberg bezahlte dafür mit seinem Leben. Die Besichtigung dieser Gedenkstätte war interessant und beklemmend zugleich. Unser Ort Rangsdorf und die Wolfsschanze in Polen sind damit in historisch unverrückbarer Weise miteinander verbunden. Das Stauffenbergdenkmal an der verlängerten Seepromenade in Rangsdorf erinnert daran.

Im kommenden Jahr jährt sich das Attentat zum 80. Mal, Grund genug, achtenswert dieses Ereignis zu begehen und unsere Partnerschaft erneut zu bekräftigen.

Unserer Gruppe wurde beeindruckend die länderübergreifende Wertschätzung zuteil, die uns mitunter sprachlos machte. Wir wurden verwöhnt mit Speis und Trank und all den Sehenswürdigkeiten der Region, die in der Kürze unseres Aufenthalts zu bewältigen waren. Wir erlebten eine herzliche und großzügige Gastlichkeit. Sprachliche Hürden überwunden wir durch Mimik, Gestik oder mit Hilfe des Sprachcomputerprogramms auf unseren Smartphone. Wir hatten viel Spaß und genossen neben der Gastfreundschaft, der Freundlichkeit der Menschen, die wir trafen, der wundervollen Natur auch, dass wir an dieser Fahrt teilnehmen konnten.

Ein Treffen mit Freunden ist immer bereichernd und schön.

Deshalb gilt unser ausdrücklicher Dank dem Bürgermeister Kazimierz Kiejdo und seinem Team, unserem Bürgermeister Klaus Rocher und Sandra Jüngst, die uns die Teilnahme an dieser partnerschaftlichen Reise ermöglichten und der taffen Busfahrerin Lucy, die uns sicher und entspannt von Ort zu Ort brachte.

Sabine Wenzel
07. September 2023